In allen Lebensbereichen halten neue Technologien Einzug

 

Technologien Einzug – vom Einkauf über das Bankgeschäft bis zum virtuellen Arztbesuch. Auch Senioren kommen daran nicht vorbei. Dazu im Kurzinterview Marcus Weinberg, seniorenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion.
Herr Weinberg, sind Smartphone und Tablet nicht eher etwas für die Jüngeren?
    
Marcus Weinberg: Auf keinen Fall! Über 80 Prozent der Menschen, die in den Ruhestand gehen, haben doch inzwischen Internetzugang. Dieses Bild von den technisch nicht versierten Älteren ist überholt. Allerdings gibt es große Unterschiede innerhalb der großen Gruppe der Senioren. Zum Beispiel haben Hochbetagte und auch Personen mit niedrigeren Bildungsabschlüssen deutlich weniger Zugang zu digitalen Medien. Hier müssen wir dafür sorgen, dass keiner im Alter ungewollt abgehängt wird. Allerdings ist mir auch wichtig, dass es weiterhin die analogen Möglichkeiten gibt, einzukaufen, sich zu informieren oder Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Smartphones und Tablets helfen, den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten.
 
Sehen Sie in der Digitalisierung eher Risiko oder Chance für das Alter?
 
Marcus Weinberg: Digitale Angebote können das Leben leichter machen, und zwar in vielen Bereichen. Ich denke zum Beispiel an Haushaltsroboter und Systeme, die die Wohnung intelligent sichern, die Brände oder Stürze melden. Sie führen dazu, dass Menschen länger selbständig in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben können. Wir haben auch gerade in der Corona-Krise gesehen, wie Smartphones und Tablets dabei helfen, den Kontakt zu Familie und Freunden aufrecht zu erhalten, wenn man nicht so mobil ist. Soziale Kontakte, gerade auch die Familie, sind für uns Menschen zentral. Sie verbessern auch die Gesundheit. Besonders in der Pflege liegt noch viel Potenzial zum Einsatz digitaler Technik. Allerdings können diese Technologien die zu Pflegenden und die familiären oder professionellen Pfleger unterstützen und entlasten, nicht aber die Pflegerin oder den Pfleger komplett ersetzen. Es gibt auch Risiken. So müssen die Nutzer die Kontrolle über die Technik haben, und nicht umgekehrt. Deshalb müssen der Lebensalltag, die Bedürfnisse und vielleicht auch Sorgen der älteren Nutzerinnen und Nutzer bereits bei der Entwicklung eine große Rolle spielen.
Weinberg: "Individuelle Unterstützung bei der Anwendung von digitalen Angeboten."
 
Sehen Sie in der Digitalisierung eher Risiko oder Chance für das Alter?
 
Marcus Weinberg: Die Bundesregierung arbeitet intensiv am flächendeckenden Ausbau von Breitband und Mobilfunk. Weiße Flecken in ländlichen Räumen werden gezielt geschlossen. Alten- und Pflegeheime und anderen Wohnformen sollten Internetzugang anbieten. Und schließlich sollte jeder, der Bedarf hat, individuelle Unterstützung bei der Anwendung von digitalen Angeboten bekommen. Da leisten zum Beispiel die Mehrgenerationenhäuser einen wichtigen Beitrag, die der Bund finanziert. Sie bieten – wie auch viele lokale Initiativen oder Volkshochschulen – vielfach Kurse und Coachings an. Wir werden das Thema Digitalisierung im Alter weiter im Blick behalten, damit alle von den Chancen profitieren können und Risiken minimiert werden.

 

Bundesvorsitzender Prof. Dr. Wulff beklagt Vorurteile und warnt vor Diskriminierung

Ein klassisches Beispiel schablonenhafter Diskriminierung bekam gestern (19.8.2020) der abendliche Fernsehzuschauer in der ARD-Sendung „Maischberger, die Woche“ serviert, als es um die Nominierung von Joe Biden als amerikanischer Präsidentschaftsbewerber ging. Fernsehmoderatorin Amelie Fried bezeichnete in ihrer Beschreibung der Wahlchancen in der amerikanischen Präsidentschaftswahl den 78-jährigen Biden als einen „nahe an der Demenz befindlichen Greis“, dem sie außerdem nur eine Amtszeit von maximal 4 Jahren („vielleicht sogar weniger“) zuschreibt.

„Ich bezeichne diese Art des Umgangs mit einem Menschen, der sich in seinem Land höchste Verdienste erworben hat – u.a. 36 Jahre als Senator und 8 Jahre als Vizepräsident – als schäbig und ehrabschneidend“, schreibt Prof. Dr. Otto Wulff, Bundesvorsitzender der Senioren-Union der CDU, in einer Presseerklärung.

Fried selbst habe Biden zwar zuvor als honorigen Menschen bezeichnet, aber diese Charakterisierung selbst mit phrasenhafter Stereotype von Altersdiskriminierung ad absurdum geführt, stellt Wulff fest.

„Wer so polemisiert und diskreditiert, stellt ganze Generationen ins gesellschaftliche und politische Abseits“, beklagt der Chef der CDU-Senioren die Aussagen in der Fernsehsendung. „Es geht auch um die Vermeidung von Vorurteilen: Lebensalter, Geschlecht, Nationalität oder Herkunft und dergleichen dürfen beim gesellschaftlichen Engagement kein Hindernis sein“, sagt Wulff.

Vor dem Hintergrund, dass ältere Menschen für eine erfolgreiche und aufopfernde Lebensleistung, die sie millionenfach auch im Ehrenamt oder Beruf zum Wohl der Gemeinschaft fortführen, Respekt erwarten können, sei Frieds Äußerung geschmacklos und entwürdigend. Derartige Einstufungen von Menschen stellten auch eine Gefahr dar für das gute Zusammenspiel von Alt und Jung in einer Union der Generationen.

„Frau Fried sollte sich entschuldigen und die Angelegenheit aus der Welt bringen“, sagt Wulff.